Neho verärgert Immobilienbranche

Neho verärgert Immobilienbranche. Freud und Leid liegen für Neho nahe beieinander. PropTech Map wächst in der Kategorie „Construction. Und vieles mehr unter den verschiedenen Rubriken und „Best of the Rest“.
Am Schluss dieses Artikels meine Empfehlungen für nächste Veranstaltungen.
Neho verärgert Immobilienbranche
Anfang Juni haben die Verantwortlichen von Neho noch gejubelt. Am Swiss Economic Forum SEF wurde der Immobilienmakler aus der Westschweiz in der Kategorie «Dienstleistungen» mit einem Swiss Economic Award ausgezeichnet. In der Laudatio wurde u.a. gesagt, dass Neho auf seiner intuitiven digitalen Plattform Käufer und Verkäuferinnen verbinde und somit den Immobilienverkauf einfacher mache.
Nur einen Monat später hagelt es massive Kritik. Was war geschehen? Neho zeigt auf der eigenen Website Immobilieninserate von anderen Maklern. Diese Inserate wurden von den Konkurrenten nicht freiwillig zur Verfügung gestellt. Vielmehr hat Neho die Anzeigen dank eines Crawlers von den Websites der Konkurrenz geholt. Wo ist das Problem? Dieses Verfahren kennen wir seit über 20 Jahren bei den Immobilienportalen. alle-immobilien, anzeiger.ch, comparis.ch – sie alle zeigen Inserate von anderen Plattformen. Der einzige Unterschied liegt darin, dass die Objekte nur gezeigt und eben nicht zum Kauf angeboten werden.
Lernen aus der Geschichte
Die Immobilienbranche hat sofort reagiert und mit geharnischten Briefen den sofortigen Stopp verlangt. Bei gleichzeitiger Androhung von strafrechtlichen Konsequenzen. Die Reaktionen zeigten Erfolg: Neho hat die fraglichen Inserate von der eigenen Website genommen.
Neho, Properti und andere Makler mit Festpreisen sind schon länger ein Dorn im Auge der «etablierten» Makler. Vor allem das aggressive Auftreten der Neulinge passt der Immobilienbranche nicht. Auch dies ist nichts Neues. Mit dem Aufkommen der Franchise-Ketten wie RE/MAX wurde die Branche schon aufgeweckt. Damals versuchte man die Makler mit Qualifikationen wie «umgekehrte Coiffeure» zu diskreditieren. RE/MAX ist immer noch im Markt aktiv.
Beide Seiten machen Fehler. Die «etablierten» Makler sollten vom Auftreten und dem technologischen Verständnis der Newcomer lernen. Diese wiederum sollten nicht glauben, dass Technologie alleine den Unterschied macht. Denn noch kommen sie an der Immobilienwirtschaft nicht vorbei.
Eine letzte Frage bleibt: Warum lernen wir nicht aus der Geschichte. Die Immobilienfirmen schlagen zurück, wenn sie sich bedroht fühlen. Dies haben wir mit homegate.ch/homeday.de oder mit Moneypark/Helvetia/ImmoWorld gesehen. Kurzfristig hat die Immobilienwirtschaft gewonnen. Aber sie hat sich auch nötigen Veränderungen verschlossen.
Neho verärgert Immobilienbranche.
Events
Ein Event im kleinen Rahmen bildete mein Kaffeegespräch mit Martin Angehrn, Gründer von Brixel. Martin hat seinen Rückzug aus der operativen Verantwortung angekündigt. Ich wollte von ihm wissen, was ihn zu diesem Schritt bewogen hatte. Das Gespräch mit ihm war für mich sehr spannend, aber auch berührend. Die Ausführungen von Martin zeigten mir die Anprüche an einen Gründer auf. Wenn neben den geschäftlichen Herausforderungen noch die familiäre Belastung hinzukommt, kann dies über die Zeit eben zu viel werden. Der Rat von Martin: Bei allem Einsatz für das Unternehmen, die Familie, die Gesellschaft sich selber nicht vergessen.
PropTech Map Switzerland
In den letzten Wochen ist die Kategorie «Smart Building» stark gewachsen. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Bei den Real Estate-Anwendungen haben wir die Decke wohl erreicht und wir werden eher Abgänge und Konsolidierungen erleben. In der Kategorie «Construction» erfolgten mit SALZA und bavox.ch zwei neue Einträge. SALZA bietet eine Plattform für gebrauchte Bauteile an, während Bavox eine Software/Applikation ist, mit der schnelle, einfache und effiziente Aufgabenlisten im Baumanagement erstellt werden können. Mit Hilfe von Natural Language Processing werden gesprochene Texte in Schrift transkribiert und nach Lokation und Baukostenplan (BKP) strukturiert.
In den letzten Wochen wurde u.a. über Properti geschrieben. Mein lieber Freund Lars Sommerer erwähnt in seinem Bi-weekly, dass es ein PropTech-CEO in die handverlesene Liste der «100 Köpfe der Schweizer Immobilienbranche» geschafft habe. Auch wenn es in den Medien immer wieder gesagt wird: Properti oder Neho sind keine PropTechs. Es sind Makler, welche digitale Tools für ihre Arbeit einsetzten. Wie dies auch andere Makler tun. Levent Künzi versteht es meisterhaft, seine Botschaften zu verbreiten. Chapeau. Aber der schreibenden Zunft stünde mehr kritisches Hinterfragen an.
Investments
Der Swiss Venture Capital Report zeigte es unerbittlich auf: Die Investitionen in Startups sind im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zur Vorjahresperiode massiv eingebrochen. Die investierte Summe fiel um 54 % auf 1.2 Milliarden Franken. Vor allem ICT, Fintech und Healthcare haben gelitten. PropTechs werden leider nicht separat ausgewiesen. Ich habe schon mehrmals bei den Verantwortlichen interveniert, ohne Erfolg. PropTechs mögen zwar unter den Startups eher eine Nische sein, aber die Immobilienbranche ist für die Gesamtwirtschaft ein Schwergewicht. Deshalb wäre hier mehr Transparenz wünschenswert.
Künstliche Intelligenz
Google bietet mit Bard eine Alternative zu ChatGPT. Bisher war diese in Europa nicht verfügbar. Das hat sich nun geändert. Die Verzögerung war wohl den strengen europäischen Datenschutzregeln geschuldet. Wie auch beim «grossen Bruder» ChatGPT macht auch Bard teilweise noch schwerwiegende inhaltliche Fehler. Der grosse Unterschied zwischen den beiden Lösungen liegt in der Datenbasis. Bard greift auf die aktuellen Google-Ergebnisse zu, während ChatGPT immer noch auf den Trainingsdaten bis Ende 2021 basiert.
In einem früheren Artikel habe ich über die Regulierung, mit der die EU Künstliche Intelligenz «in den Griff» bekommen will. Der VFR Verlag für Rechtsjournalismus in Berlin hat offenbar meinen Beitrag gelesen. Der VFR hat selber einen Artikel zum KI-Gesetz veröffentlicht, in dem alle Neuerungen übersichtlich wiedergegeben werden. Was beinhaltet das neue KI-Gesetz? Schützt der AI Act die Grundrechte, ohne KI einzuschränken? Mehr hier im Text von VFR.
«Treats to try”
Numerous AI generates formulas using ChatGPT inside Excel and Google Sheets.
Das führende französische Immobilienportal seloger.com verärgert die Immobilienfirmen. Seit kurzem können Privatpersonen ihre Immobilie zum Verkauf auf der Plattform ausschreiben. Was natürlich zu einem Aufschrei bei den Maklern geführt hat. Bei uns in der Schweiz seit eh möglich.
Wer mehr wissen will, was weltweit bei den Immobilienplattformen läuft, der kann bei AIM Group den Real Estate Marketplaces Report kaufen. Hier kann der Report erworben werden.
Ausgewählte Veranstaltungen
REAL PropTech Conference 23 in Frankfurt am 7. und 8. September.
Warum nicht nach Lausanne reisen zum Digital Real Estate Suisse romande? Am 14.9.23 im Musée Olympique.
Anfang November finden sie wieder statt, die Startup Nights in Winterthur (2./3.11.2023).
Im Dezember ist es wieder soweit. NOAH Conference macht Halt in Zürich am 13. und 14.12.23.
Und der Digital Real Estate Summit findet am 27. Februar 2024 an einem neuen Ort statt, nämlich in der Trafo Halle in Baden.
1 Kommentar
Immobilienmarktplätze werden Makler • PropTech News · 18. September 2023 um 09:04
[…] Hamburger Medienhaus hat kürzlich 100 % der Anteile von homeday übernommen. Die Zusammenarbeit damals zwischen homegate.ch und homeday führte zur Gründung von […]