Wem gehören die Daten?

Wem gehören die Daten? Eine Frage, die seit Jahrzehnten beschäftigt. Was macht das Ausland? Rückblick auf Digital Real Estate Summit Romandie, dem kleinen, aber erwachsenen Geschwister des DRES. Und vieles mehr unter den verschiedenen Rubriken und „Best of the Rest“.
Am Schluss dieses Artikels meine Empfehlungen für nächste Veranstaltungen.
Wem gehören die Daten?
Ich fühle mich wie ein «digitaler Nomade». Wie das Titelbild zeigt, schreibe ich meinen neuen Artikel von einer traumhaften Anlage auf Mallorca. Wer die Adresse wissen will, kann mich gerne kontaktieren.
Nun aber zum eigentlichen Thema. Wem gehören die Daten? Diese Frage treibt alle Akteure rund um Immobiliendaten seit langem um. Mit dem neuen Datenschutzgesetz haben wir nun eine saubere gesetzliche Grundlage. Allerdings muss sich die Sache noch einspielen.
Schauen wir deshalb über den Tellerrand. Wie haben ausländische Immobilienportale die Datenfrage gelöst? Der Organisator der Property Portal Watch PPW Konferenz (gleichzeitig zur EXPO REAL, aber nicht in München, sondern in Madrid), hat verschiedene Key Player und ihr Verhalten mit Daten untersucht. Das Fazit: Crawler sind auf der ganzen Welt ein Ärgernis. Dies gilt auch für die Schweiz. Doch hier ist die Situation klar. Aus den frühen Nullerjahren datiert ein Urteil des Bundesgerichts, welches das Absaugen der Immobilieninserate und das Darstellen auf einer neuen Plattform als Rechtens darstellt. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt, weil die Marktplätze ihre Daten lieferten. Bis vor kurzem taten dies die Portale der SMG auch mit Comparis (ich habe darüber berichtet). Wegen des Lieferstopps sank die Anzahl auf Comparis auf «normale» 70’000 Inserate.
Wem gehören die Daten?
PPW hat diese Übersicht erstellt mit den Marktplätzen und die Beziehung zwischen Portal und Immobilienfirma. Es wurden vor allem Marktplätze in Amerika und Australien, aber auch in Spanien angeschaut.
Die Erkenntnisse aus der Grafik:
- Die meisten Portale können die Inserate für jeglichen Zweck nutzen
- Die Inseratedaten können auch nach dem Löschen für Analysezwecke verwendet werden
- Mehrheitlich ist nicht klar, wer eigentlich die IP-Adresse des Inserats besitzt. Normalerweise erklärt ein Portal, dass sie «nur» eine legale Kopie der Daten erstellt hätten. Aber sie äussern sich in ihren AGBs nicht zum geistigen Eigentum.
Vieles bewegt sich in einer Grauzone. Als Laie würde ich das Ganze auf einfache Art herunterbrechen:
- Mieter- oder Eigentümerdaten gehören der Person
- Objektdaten gehören der Eigentümerin der Immobilie
Alle anderen sind nicht Besitzer der Daten, sie dürfen aber damit arbeiten. Sofern sie dies in ihren Datenschutzbestimmungen auch sauber geregelt haben.
Wem gehören die Daten?
Events
Im Musée Olympique in Lausanne fand der Digital Real Estate Summit Romandie statt. Der Moderator erwähnt in der Einführung, dass die Konferenz auf den drei Bs aufgebaut sei: bricks, bytes und behaviour.
Den Auftakt machte Professor Boi Faltings, erarbeitet seit über 40 Jahren mit Künstlicher Intelligenz. Er ist zuversichtlich, dass die Maschine den Menschen nicht ersetzen wird. Seine Einschätzung basiert auf dem gesunden Menschenverstand, welche die Maschine nicht abbilden könne. Faltings bezeichnet AI als «black box», weil wir nicht wissen, wie die Antwort entsteht. Deshalb liege die Verantwortung für KI beim Entwickler. Leider liesse sich dies nur schwer durchsetzen. Auf jeden Fall haben sich die Entwicklungszyklen verkürzt. Als Beispiel nannte der Professor die autonomen Fahrzeuge. Während Google seit BoiJahren daran arbeitet, dauerte das Ganze bei Elon Musk und Tesla gerade mal zwei Jahre.
Wo steht die Digitalisierung?
Stéphane Maye von pom+ kam auf seine Ausführungen anlässlich der ersten Konferenz zu sprechen. 2017 zeigte er einen Film der Swisscom, auf dem die Bewegungen während eines Tages in der Stadt Zürich zu sehen waren. Schade, dass Stéphane auf ausländische Darstellungen zurückgreifen musste. Offensichtlich ist in der Westschweiz die PropTech Map Switzerland noch nicht angekommen.
Bertrand Audrin von der EHL zeigte auf, dass das Wort «Büro» durch «flexibler workspace» ersetzt worden sei. Die Digitalisierung würde Arbeit neu definieren. Zeit sei nicht mehr der Massstab für Leistung. In Ergänzung zu den Ausführungen von Faltings meinte Audrin, dass kollektive Intelligenz spontan entstünde, nicht geplant sei. Beispielsweise vor der Kaffeemaschine. Der Zufall des sich Begegnens und Austauschens sei per Zoom nicht möglich. Eine grosse Herausforderung sieht der Professor bei der Unternehmenskultur. Wie soll diese gepflegt werden, wenn alles digital stattfindet?
Nach der Pause kamen dann die Immobilien- und Digitalprofis zu Worte. Sabrina Contratto sprach über ihre Vision einer resilienten Stadt. Wir müssten zurückkommen zur «10 Minuten Stadt», wo alles in Gehdistanz erreich- und machbar sei. Christophe Haldi von eeproperty zeigt seine Vision von «PropTech Romandie» auf. Dazu zeigte er die Titelseite der Financial Times vom 21. September 2050, wo die Auslieferung des ersten Hauses auf dem Mars innerhalb des nächsten Jahres angekündigt wird. Jérôme Félicité von Gerofinance erklärte anhand der Roadmap, wie sie die Digitalisierung im Unternehmen umgesetzt hätten. Er plädierte vor allem für eine bessere «rentabilité de la productivité». Sophie Carliez von JLL redete über den hybriden Workplace. Bei einer Umfrage unter den Mitarbeitenden wurden ganz vorne «gratis Früchte» und «bezahlter Arbeitsweg» genannt. Isabelle Chappuis von der HEC fragte in ihrem Referat «Et demain? Préparez-vous!». Kurzfristig würden die Auswirkungen von Technologie überschätzt, langfristig hingegen unterschätzt. Ein neue Welt entstünde mit neuen Berufsbildern, mit neuen Leadern. Sie erwähnte den Zimmermann. Heute müsste er noch kräftig sein, um seine Arbeit zu erledigen. Morgen würde er mehr Fingerfertigkeit benötigen, um die Maschine, sprich Roboter, zu bedienen. Oder der Helikopter-Pilot der mitsamt dem Kameramann durch eine Drohne ersetzt worden sei.
© Julien Villard, http://www.jvlrd.chChappuis endete ihren Beitrag mit dem Blick in die Zukunft der Arbeit. Sie sieht drei Tendenzen:
- Télémigration, beispielsweise der Chirurg, der den Operationsroboter von irgendwo steuert
- Gig-Economy: das Leben wird teurer, der Lohn eines Jobs genügt nicht mehr
- Langlebigkeit: der Mensch wird 100 Jahre alt
Persönlich finde ich gerade den letzten Punkt nicht erstrebenswert. Auf jeden Fall lohnt es sich, das Datum der nächsten Konferenz in Lausanne zu merken. Am 19. September 2024 wird wieder zum Digital Real Estate Summit Romandie eingeladen. Wieder bei schönstem Wetter am Genfersee mit einem interessanten Thema. Ich habe das Wiedersehen mit den Kolleginnen und Kollegen auf jeden Fall sehr genossen.
Investments
Die ERIC Group („ERIC“, kurz für „European Real Estate Innovation Capital“), die seit 2018 bestehende Plattform hinter der führenden deutschen PropTech-Venture-Capital-Fondsfamilie PT1 – PropTech1 Ventures*, macht ihren neugeschaffenen Investment-Club nach erfolgreicher Durchführung der ersten beiden Club-Deals in einer geschlossenen Testphase nun erstmals auch externen Investoren zugänglich. Der ERIC Opportunity Club investiert seit Anfang 2023 auf Datengrundlage der jährlich mehr als 1.000 von PT1 analysierten Startups auf Club-Deal-Basis hochselektiv in die aus ihrer Sicht aussichtsreichsten Unternehmen.
Ausgewählte Veranstaltungen
Und nach dem Oktoberfest ist vor der EXPO Real. Diese findet vom 4.-6. Oktober 2023 statt.
Der 6. Global Real Estate Run findet zwischen dem 26. und 27. Oktober 23 statt.
Anfang November finden sie wieder statt, die Startup Nights in Winterthur (2./3.11.2023).
Makler treffen sich am 2. November 2023 zur Makler-Convention 2023 der SVIT Maklerkammer.
Im Dezember ist es wieder soweit. NOAH Conference macht Halt in Zürich am 13. und 14.12.23.
Der erste Anlass im neuen Jahr findet vom 17. bis 18. Januar 2024 statt. Es ist die IMMO24.
Dann lädt die Group of Fifteen am 29. Januar 24 ein zum 23. Symposium ins Kunsthaus in Zürich.
Und der Digital Real Estate Summit findet am 27. Februar 2024 an einem neuen Ort statt, nämlich in der Trafo Halle in Baden.
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