PropTech guestready.com trotzt Corona

PropTech guestready.com trotzt Corona. Alex Limpert, Mitgründer von GuestReady, im Interview mit proptechnews.ch. Alex erzählt von seinen internationalen Erfahrungen. Er vergleicht die Startup-Welt der Schweiz mit derjenigen in Grossbritannien. Brexit und Corona sind weitere Stichworte.
Kannst du einem Laien erklären, was GuestReady eigentlich macht?

Alex Limpert ist Mitgründer und CEO von GuestReady. Nach Studien in London und St. Gallen arbeitete er in Asien und London.
Unsere eigene Property-Management-Software ermöglicht es uns, viele der bisher manuell ausgeführten Prozesse zu automatisieren und zu vereinfachen. Diese Software stellen wir seit einiger Zeit auch Partnern zu Verfügung. So können diese ihr Geschäft viel besser gestalten. Im Gegenzug erhalten wir einen kleinen Anteil der Mieteinnahmen. Zu unseren Partnern gehören beispielsweise Ferienhausverwaltern, Serviced Apartment Unternehmen oder Aparthotels.
Unser Ziel ist es, höhere Renditen für die Immobilieneigentümer zu erwirtschaften. Gleichzeitig wollen wir unseren Gästen einen unvergesslichen Aufenthalt bieten.
Ist GuestReady nun ein Schweizer oder ein britisches Unternehmen?
GuestReady ist ein Schweizer Unternehmen mit Fokus auf internationale Märkte. GuestReady wurde 2016 von Christian Mischler, Patrick Degen und mir in Trogen/Appenzell gegründet. Unser Hauptsitz befindet sich immer noch dort. Alle drei Mitgründer von GuestReady sind Schweizer und wir haben uns an der Universität St. Gallen kennengelernt.
Die Verbindung zu Grossbritannien kommt daher, dass es ein wichtiger Markt für uns ist. Vor allem ist London die grösste Stadt für Airbnb weltweit. Und nicht zu vergessen: Ich lebe selbst dort.
Wir waren lange nicht in der Schweiz aktiv. 2020 konnten wir unseren Service auf die Schweiz ausweiten, dank einer Partnerschaft mit unseren Freunden von Airhosted. Dieser Verwalter von Kurzzeitunterkünften ist auf die Schweiz fokussiert. Dieses Jahr wollen wir in der Schweiz stark expandieren, besonders in den Alpenregionen.
GuestReady hat kürzlich eine Finanzierungsrunde über 2.4 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen? Was war besonders an dieser Runde?
Im Herbst letzten Jahres haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Ziel war es, möglichst vielen Leuten, welche als Reisende oder Immobilienbesitzer bereits einen Bezug zu GuestReady hatten, die Möglichkeit zu geben, Aktionär oder Aktionärin bei GuestReady zu werden. Für die Kampagne haben wir mit Seedrs, der grössten Equity Crowdfunding Plattform in Europa zusammengearbeitet.
In nur wenigen Wochen wurden wir zur drittgrößten europäischen Kampagne auf Seedrs im Jahr 2020 und zur größten Schweizer Equity Crowdfunding Kampagne überhaupt. Insgesamt haben wir über 2,4 Millionen Euro von mehr als 800 Investoren erhalten. Es hat uns sehr gefreut, dass wir bei Investoren auf solch grosses Interesse gestossen sind. Diese vielen Investoren glauben genau wie wir an flexible Wohnlösungen. Deshalb unterstützen sie unser Vorhaben.
Wofür braucht GuestReady das Geld?
Unser Kerngeschäft ist profitabel. Wir wollen aber weiter in Bereiche investieren, die uns helfen werden in Zukunft noch besser aufgestellt zu sein.
Die in dieser Finanzierungsrunde gesammelten Mittel werden vor allem in zwei Hauptbereiche fließen:
- Fortgesetztes Wachstum in den bereits bestehenden Märkten und Expansion in neue Standorte
- Investitionen in die Entwicklung unserer Immobilienverwaltungssoftware
Seit bald einem Jahr hat uns Corona fest im Griff. Wie wirkte sich die Pandemie bisher auf das Geschäft von GuestReady aus? Welche Erwartungen hast du für 2021?
PropTech guestready.com trotzt Corona. Nachdem wir unsere Umsätze jährlich verdoppeln konnten und unsere Einnahmen von 2018 bis 2019 sogar verdreifachen konnten, mussten wir im Frühjahr 2020 quasi von einem Tag auf den anderen einen Umsatzrückgang von 80% hinnehmen. Glücklicherweise hat sich seither das Geschäft wieder stark erholt. Wir rechnen damit, in diesem Jahr wieder auf die Umsätze von vor COVID zu kommen.
Wir erhalten viel Nachfrage von lokalen Gästen, die eine flexiblere Wohnlösung suchen. Oder von Digital Nomads, die von überall aus arbeiten können. Wir rechnen damit, dass durch verändertes Konsumentenverhalten und das Arbeiten von zu Hause, die Nachfrage nach flexiblen Wohnlösungen stark ansteigen wird.
Du bist international unterwegs. Welche Unterschiede stellst du fest zwischen Schweizer und internationalen Startups?
Im internationalen Vergleich ist das Schweizer Startup Ökosystem traditionell überproportional stark in Bereichen wie Medtech, Biotech, Electronics, oder anderen forschungsintensiven Bereichen. Viele der global erfolgreichsten Startups wie Airbnb, Uber, und Co, sind allerdings nicht “Rocket Science”. Vielmehr ist es eher eine innovative Weiterentwicklung bestehender Geschäftsideen. Man muss also kein PhD sein, um ein Startup zu gründen. Ich sehe eine sehr positive Entwicklung, dass es immer mehr Schweizer Startups gibt, die in ganz vielfältigen Industrien an innovativen Konzepten arbeiten. Ich hoffe, dass wir in Zukunft eine noch lebhaftere Schweizer Startup-Szene sehen werden.
Du lebst ja mehrheitlich in London. Wie erlebst du die Situation rund um den Brexit? Allenfalls ein Grund, um der Metropole den Rücken zu kehren?
Momentan überschattet die Pandemie die Berichterstattung zu Brexit. Klar ist, dass sicherlich einige Jobs von London aus verlagert werden. London wird aber als Weltmetropole seine Anziehungskraft auch in der Zeit nach Brexit und COVID nicht verlieren. Die Stadt ist einzigartig. Sie ist in so vielen verschiedenen Bereichen erstklassig, sei es die Finanzbranche, die Startup-Szene, die Hochschulen oder das Kulturangebot. In London muss sich niemand fremd vorkommen, da so viele Leute aus der ganzen Welt London zu ihrer Wahlheimat erkoren haben. Persönlich könnte ich mir allerdings schon vorstellen, wieder in die Schweiz zurückzukehren. Die Lebensqualität ist einzigartig. Das merkt man oft erst, wenn man lange im Ausland gelebt hat. Ausserdem habe ich Familie und viele Freunde in der Schweiz.
Neben GuestReady bist du bei Log my Care engagiert. Warum diesen Abstecher ins Gesundheitswesen?
Log my Care ist ein Startup, welches eine Software für die Datenerfassung und -verwaltung in Alters- und Pflegeheimen anbietet. Das Unternehmen wurde von einem Freund von mir gegründet. Mit ihm habe vor einigen Jahren zusammen bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman gearbeitet. Ich fand seine Idee super, da in vielen Altersheimen Daten noch auf Papier erfasst werden anstatt digital. Dieser Markt hat also noch sehr viel Potential. Deshalb engagiere ich mich als Investor und Mitglied des Verwaltungsrates. Ich bin bei Log my Care jedoch nicht operativ involviert und mein Hauptfokus ist klar bei GuestReady.
PropTech guestready.com trotzt Corona.
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