Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Veröffentlicht von proptechnews am

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz. Jahresabschlüsse der amerikanischen Immobilienportale liegen vor. KI-Bilder von Gemini mehr als fragwürdig. Und vieles mehr unter den verschiedenen Rubriken und „Best of the Rest“.

Am Schluss dieses Artikels meine Empfehlungen für nächste Veranstaltungen.

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Im Januar findet jeweils in New York die Inman Connect statt. Claude Ginesta, CEO von Ginesta Immobilien AG und Verwaltungsratspräsident von Next Property AG, ist schon mehrmals über den Teich gereist, um sich inspirieren zu lassen. Ich habe ihn zu seinen Eindrücken befragt.

Für den Titel habe ich mich vom wunderbaren Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ anregen lassen, eben „Monsieur Claude an der Inman-Konferenz“.

Was ist deine Motivation, an der Inman Connect NYC teilzunehmen?

Die Inman Connect NYC bietet neue Einblicke in Immobilientechnologie und Marktentwicklungen, was für die Schweizer Branche sehr relevant ist. Die Konferenz ist eine Gelegenheit, sich über die Dynamik und Entwicklung des Immobilienmarktes zu informieren und die Rolle der Technologie und Marktdominanz von Netzwerken und Markplätzen zu verstehen.

Wer war neben dir aus der Schweiz dabei?

Die Konferenz ist sehr USA-orientiert. Wir waren eine Gruppe von sechs Personen, davon nur vier Maklern aus Deutschland, der Schweiz sowie zwei US-Makler aus San Diego und San Francisco. Es waren wohl nur sehr wenige Teilnehmer aus Übersee an dieser Konferenz.

Der Hypothekarzins in Amerika liegt über 6 %. Paradiesische Zustände in der Schweiz?

In den USA stiegen die Hypothekarzinsen zeitweise auf bis zu 8%, was eine signifikante Abkühlung des Marktes zur Folge hatte. Der wichtigste Parameter, ob man sich Wohnen noch leisten kann, ist der «Housing Affordability Index» (HAI). Dieser stieg in gewissen Regionen auf 35-40%. Wir wissen alle, wenn man mehr als 1/3 des Einkommens für das Wohnen ausgeben muss, kann man sich Wohneigentum schlichtweg nicht mehr leisten. Dann brechen die Märkte ein, was in den USA auch in vielen Regionen passiert ist. In der Schweiz haben wir zum Glück noch keine solche Situation, obschon sich die Finanzierungskosten fast verdreifacht haben. Eine neuerliche Erhebung des HAI-Index in der Schweiz wäre sinnvoll. Ich vertraue diesem Index mehr als dem «Real Estate Bubble Index». Bei stark steigenden Preisen steigen die Chancen eines Marktabschwungs immer. Die bedeutende Frage ist, ob man sich Wohneigentum leisten kann.

Wie hältst du es persönlich mit Künstlicher Intelligenz und ChatGPT?

Künstliche Intelligenz wurde intensiv auf der Inman Connect NYC diskutiert. Es waren Mitarbeiter von OpenAI auf der Bühne. Gemäss ihren Äusserungen stehen wir erst am Beginn der Veränderung. AI hat sich längst über textbasierte Anwendungen hinaus in die Welt der Fotografie und Videografie ausgedehnt. Es wurden zahlreiche nützliche Tools vorgestellt, die zeigen, wie weit AI in diesen grafischen Bereichen bereits fortgeschritten ist. Dies verdeutlicht, dass AI mehr als nur ChatGPT ist; es ist ein umfassendes Ökosystem, das alle Aspekte unseres digitalen Lebens durchdringt. Die Komplexität und Undurchsichtigkeit der AI-Algorithmen stellen Herausforderungen dar, aber auch Möglichkeiten für Effizienzsteigerung und verbesserte Kundenbetreuung.

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Du hast zwei spektakuläre Immobilienprojekte in News York besucht. Wären diese in der Schweiz auch möglich?

Wir haben 2 Projekte besichtigt:
111 West 57th Street, mit 435 Metern ist dieses Hochhaus nicht nur eines der höchsten, sondern auch eines der schmalsten Gebäude der Welt. Die von uns besichtigte Maisonettewohnung im 57. Stockwerk mit einer Fläche von 605 Quadratmetern war zum Preis von 54,6 Millionen USD ausgeschrieben.

On High Line„, ist eine Entwicklung in Chelsea Hudson Yards. Das Projekt hat 236 Wohnungen mit einem Verkehrswert von über 1,4 Milliarden USD. Die teuersten noch verfügbaren Einheiten kosten über 17,5 Millionen USD, selbst ein Parkplatz kostet 750’000 USD. Die Maklerin, die uns durch die Anlage führte, gehört zu den Top-Maklerinnen in den USA, mit Immobilienverkäufen von über 500 Millionen USD im letzten Jahr.

Es war eine Inspiration, was exklusives Wohnen in anderen Metropolen bedeutet. Interessant waren die gemeinschaftlichen Räume, Wellness, Schwimmbad und Restaurants, welche Teil der Community-Einrichtungen sind und in solchen Projekten nicht fehlen dürfen. Das sieht man hier selten und es fragt sich, ob wir in der Schweiz wieder mehr den Mut haben sollten, nicht nur in den Bergen, sondern in den Städten solche exklusiven Gemeinschaftsanlagen zu bauen.

Transformation der Immobilienportale

In Amerika ist alles riesig, auch die Immobilienportale. Was hast du für Erkenntnisse gewonnen für deine Arbeit bei Next Property/newhome.ch?

Amerikanische Immobilienportale wie Zillow zeigen eine aggressive Expansionsstrategie und eine starke Marktdominanz. Zillow hat die Transformation von der Insertions- zur Transaktionsplattform geschafft.

Ein Schlüsselelement der Strategie von Zillow ist der Erwerb und die Integration fortschrittlicher Technologielösungen. Zillows Bestreben ist, sich als zentrale Technologieplattform im Immobilienmarkt zu positionieren, die Maklern wertvolle Tools an die Hand gibt, um ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Die Reichweite von Zillow ist beeindruckend: Monatlich nutzen über 212 Millionen User die Plattform. Diese enorme Nutzerbasis ermöglicht es Zillow, sehr viele Verkäuferleads zu generieren, welche ihren Agenten verkauft werden. Die von Zillow erhaltenen Verkäuferleads werden mit 40% der Verkäuferkommission abgegolten.

Zillows Erfolgsgeschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich Unternehmen im digitalen Zeitalter transformieren und durch die Integration von Technologie und datengesteuerten Dienstleistungen neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen erschließen können.

«Closer to the transaction» heisst es bei den Immobilienportalen seit längerem.  Welche Entwicklung siehst du hier?

Letztendlich führt diese Entwicklung dazu, dass Marktplätze die Rolle von Maklern übernehmen. Diese Transformation vom Insertions- zum Transaktionsplattform hat in der Schweiz noch nicht stattgefunden. Sie wird zweifelsohne aber kommen, wenn es nach dem Willen der Monopolisten geht. Denn dieses Ziel/Geschäftsmodell beschränkt sich nicht ausschließlich auf die USA.

Ein europäisches Beispiel hierfür ist immoscout.de, dass sich bereits teilweise in eine Maklerplattform transformiert hat. Neben dem Verkauf von Leads an andere Makler für 40% der Provision hat immoscout.de auch Fixpreismakler in sein Angebot integriert und sogar versucht, das renommierte Immobilienunternehmen Engel & Völkers zu akquirieren. Weiter hat Immoscout.de mit Flowfact und Propstack zwei grosse Makler-CRMs gekauft. Auch der Zukauf von 75% der Sprengnetter Gruppe, der führenden Bewertungsplattform in Deutschland, weist den gleichen Weg.

Der aktuelle Mindset der Portale zeigt sich heute bei Vertragsverhandlungen: In einem sehr arroganten und herablassenden Tonfall wird aktuell zu Immobilienakteuren gesprochen. «Akzeptiere wie wir arbeiten, wie wir Daten verwenden und wie wir das Pricing machen, sonst wollen wir Dich nicht mehr als Kunden». Und siehe da, viel sind stark eingeschüchtert und sind Kunden aus reiner Angst. In vielen Ländern gibt es leider keine Alternative zu den marktbeherrschenden Portalen.

Die Entwicklungen in der US-Immobilienbranche zeigen, dass kleinere Maklerfirmen verschwinden oder sich von grossen Unternehmen aufkaufen lassen. Kleinere Unternehmen ohne starke Marke haben im Wettbewerb der Giganten keine Chance. Sie können höchstens noch Portale unterstützen, gegen Abgabe von 30-40% der Provision.

Herzlichen Dank für deinen Erfahrungsbericht von der Inman Connect NYC und deine Einschätzungen.

Investments

Loanboox, eine führende europäische Plattform für Fremdkapitalfinanzierungen, ist 2023 weiter gewachsen. Vor allem das Segment Real Estate konnte um mehr als 300 % zulegen.

PropTech Map Switzerland

Ende Januar wies die PropTech Map Switzerland 425 Einträge auf. Neu in der Kategorie «Construction» ist freesuns. Dieses Startup bietet Dachziegel mit integrierten Solarpanels, welche sich u.a. für historische Gebäude eignen.

Künstliche Intelligenz

Google schiesst sich selbst in den Fuss. Die letzte Woche war die beste UND die schlechteste Woche für Google in Sachen KI. Die gute Nachricht ist, dass das kommende Modell Gemini 1.5 Pro mit seinem umfangreichen Kontextfenster bemerkenswerte Fähigkeiten zeigt. Die schlechte Nachricht ist, dass Googles KI-Chatbot „Gemini“ eine Menge Häme abbekommen hat, nachdem er einige sehr spezielle Resultate geliefert hat.

Was ist passiert? Gemini sollte ein Bild eines deutschen Soldaten generieren. Hier das Resultat:

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Es kommt noch schlimmer!

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Was bis heute verschwiegen wurde: Der Gründer von Amerika war nicht ein alter weisser Mann, sondern ein People of Color. Im Ernst: Wie konnten diese Resultate überhaupt entstehen?

Google hat Gemini spezielle Anweisungen gegeben, „vielfältig oder eben divers“ zu sein. Gemini hat die Anweisungen wohl zu wörtlich genommen. die Ergebnisse waren schlicht «verrückt». Aber die Resultate zeigen, dass wir genau prüfen, ob die KI das von uns gewünschte auch liefert.

Google hat sich entschuldigt, sein Bildmodell abgeschaltet und gesagt: „Wir werden es besser machen.“ Der Silberstreifen am Horizont ist, dass Google diese Probleme beheben kann (erinnern wir uns nur an ChatGPTs anfängliche Probleme).

 

Monsieur Claude an der Inman-Konferenz

Passend zum Interview mit Claude Ginesta hier noch die Abschlüsse der amerikanischen Immobilienportale. Der Umsatz von Zillow lag im 4. Quartal 2023 bei leicht über 450 Millionen Dollar. Übers ganze Jahr verlor Zillow aber 158 Millionen Dollar.

CoStar hat zum 51. Mal in Folge die Einnahmen im zweistelligen Prozentbereich gesteigert. Lag der Umsatz im 3. Quartal 2019 noch unter 400 Millionen Dollar, so werden für das 4. Quartal 2023 640 Millionen Dollar ausgewiesen. Der EBITDA entwickelte sich nicht im gleichen Masse. Ende 2023 lag er sogar noch unter dem Niveau von 2019.

Nicht so gut läuft es Move, Inc. Deren Umsatz sank bereits zum 6. Mal in Folge. Höchststand war das 4. Quartal 2022 mit über 240 Millionen Dollar. Das letzte Quartal 2023 brachte gerade noch etwas weniger al 130 Millionen Dollar.

iBuyer Opendoor hat den Nettoverlust von 1.4 Milliarden auf nur noch 275 Millionen Dollar gesenkt. Trotzdem wird 2024 wohl das Schicksalsjahr von Opendoor werden.

Ausgewählte Veranstaltungen

Die RENT Switzerland öffnet zum 5. Mal vom 6.-7. März 2024 die Tore.

Den Frühling in Cannes geniessen und die MIPIM vom 12.-15. März 2024 besuchen.

Der START SUMMIT findet in den Olma Hallen in St. Gallen vom 21. bis 23. März 24 statt.

Im The Valley in Kempttahl findet am 21. März 2024 die 2. Konferenz digital kommunal statt.

Nicht nur für Sportler: Der Global Real Estate Run findet dieses Jahr zwei Mal statt. Im Frühjahr laufen wir am 4./5. April.

Das grosse Jubiläum. Am 18.4.24 findet der 100. immoTable im Ambassador House statt.

Alles neu macht der Mai. Deshalb am 28.5.24 ins JED in Schlieren zum The Big Handshake.

Vor dem Sommer an die REAL Estates Pitches nach Hannover (5.-6.6.2024).

Warum nicht nach Wien an die PropTech Vienna? Diese Konferenz findet am 13. Juni 2024 statt.

Am 29. August 204 findet die Fachtagung «Immobilienvermarktung» statt.

Nach dem Sommer starten wir mit Proptech Connect in London: 4./5. September 2024.

Noch ganz weit weg ist der Digital Real Estate Summit Romandie. Er findet am 19.9.2024 wieder in Lausanne statt.

Das Datum der nächsten EXPO REAL steht: 7.-9.10.24.

Nicht nur für Sportler: Der Global Real Estate Run findet dieses Jahr zwei Mal statt. Im Herbst laufen wir am 26./27. September.

Am 24. Oktober treffen wir uns an der Verleihung der Real Estate Awards im Trafo in Baden.

Gut essen, sich amüsieren und Gutes tun: dies verspricht der Immobilienball am 26. Oktober im Park Hyatt in Zürich.

Geistige Nahrung verspricht der Fachkongress smart!mmo.io vom 7. November 2024.

Ebenfalls steht das Datum der nächsten Startup Nights fest: 31. Oktober und 1. November 2024.

Am 27. Januar 2025 lädt die Group of F15teen zum nächsten Symposium ein ins Kunsthaus Zürich.


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